Am 31.3.2022 habe ich im Bodhi-Baum-Zentrum Fürth von der Sitzung des Rates der Religionen berichtet, die am 23.03.2022 in der Israelitischen Kultusgemeinde stattfand.
Dabei lagen zwei Themenbereiche im Fokus:
Wie können wir als Dhammapraktizierende mit dem Krieg in der Ukraine umgehen?
Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.
In unserer Gesprächsrunde waren wir uns sofort einig, dass sowohl der furchtbare Krieg in der Ukraine, als auch die Klimakatastrophe ihre Wurzeln in den sogenannten drei Geistesgiften haben - nämlich "Gier, Hass und Verblendung". Die daraus resultierende Frage war: wie können wir als im Haus lebende, nicht ordinierte Dhammapraktizierende unserer Gier, unserem Hass und unserer Verblendung entgegenwirken?
Unsere Gier hat viel damit zu tun, dass wir "den Hals nicht voll genug bekommen": wir glauben, dass wir durch materiellen Besitz und durch hohes Ansehen, ein zufriedenes Leben führen können, doch es ist genau das Gegenteil der Fall. Wenn wir verzichten können, entwickelt sich Genügsamkeit und diese Genügsamkeit ist der wahre Reichtum.
Unsere Gier trägt dazu bei, die Erde auszubeuten. Sie trägt dazu bei, Menschen auszubeuten (z.B. durch Kinderarbeit) und sie hängt mit der Ausrottung der Artenvielfalt zusammen.
Unser Hass führt zu Spaltung und Krieg, durch unsere Verblendungen glauben wir, dass viel Besitz glücklich macht und wir glauben, dass wir durch Waffengewalt Frieden schaffen können.
Besonders wertvoll waren Wortbeiträge zu der Frage "Was löst der Krieg in der Ukraine eigentlich in mir aus?" Da wir uns gemeinsam auf den langen Weg gemacht haben, Gier, Hass und Verblendung zu überwinden, haben wir auch gemeinsam über unsere eigenen "blinden Flecken", unsere eigenen wunden Punkte gesprochen. Wir alle hatten den Mut, selbstkritisch zu reflektieren und unsere eigenen Reaktionen auf die aktuelle Situation nicht zu beschönigen.
Wir haben unsere Wut und unsere Verzweiflung benannt und haben festgestellt, dass wir neu über unsere eigenen Prinzipien nachdenken, dass unsere eigenen Prinzipien auf einmal ins Wanken geraten, wie z.B. bei dem Thema Waffenlieferungen. Wie stehen wir als Dhammapraktizierende zu Waffenlieferungen? Wie ehrlich sind wir da mit uns selbst?
Wir haben darüber gesprochen, wie wichtig auch der Selbstschutz ist: einen Ort zu schaffen, an dem wir uns (innerlich) zurückziehen können.
Wir haben überlegt, wie wir eigentlich den Politikern gegenüberstehen, die Entscheidungen fällen (die uns auch nicht immer gefallen). Können wir Mitgefühl für diese Politiker entwickeln?
Diese Fragen werden uns noch lange begleiten und jeden Tag werden wir uns immer wieder und immer wieder diesen Fragen stellen. Die wichtigste Frage für uns ist eine rhetorische Frage:
"Wenn wir jetzt die Lehre des Buddha nicht praktizieren: wann dann?"
Ich möchte noch auf die Homepage des Rates der Religionen verweisen, auf der noch etliche wichtige Informationen zu diesen Themen zu finden sind:
https://www.rat-der-religionen-nuernberg.de/
Eure Claudia Zwiener