Fünfundzwanzig Paar Schuhe standen am Vormittag des 26.7.2022 im Vorraum unseres buddhistischen Bodhi-Baum-Zentrums.
Sechsundvierzig junge Füße haben sich in unseren Lakhang geschlichen und dreiundzwanzig Kinder aus der Grundschule, in der ich als Schulbegleiterin arbeite, haben heute auf den vorbereiteten Sitzkissen Platz genommen, um etwas über den Buddhismus zu lernen. Es war mir eine große Ehre und eine unbeschreiblich große Freude, der Klasse, in der ich seit drei Jahren arbeite, etwas über "Lehrer im Buddhismus" zu erzählen und den Respekt, den wir im Buddhismus Lehrkräften gegenüber haben.
Wie kam es dazu?
Zwei Jungs aus unserer Klasse hatten im Deutschunterricht entschieden, dass sie etwas über den Buddha schreiben möchten. Es lag auf der Hand, dass ich die beiden kleinen Historiker entsprechend unterstütze. Die beiden Jungs hatten zwei anspruchsvolle Aufsätze ausgearbeitet. Es war mit Sicherheit das Thema, das am meisten abverlangte.
Vorige Woche hatten die Jungs dann ihre Werke vor der Klasse vorgetragen und ich hatte die Idee, dass wir doch einen Ausflug in unser Bodhi-Baum-Zentrum unternehmen könnten. Gesagt, getan.
Das Thema "Die Rolle des Lehrer im Buddhismus und der Respekt, den die Schüler vor den Lehrern haben", hatte sich geradezu angeboten. Begonnen hatten wir mit einer kurzen Meditation zum Thema "Wohlwollen". Es war mir wichtig zu erzählen, dass die Weitergabe von Wissen das Höchste im Leben ist, das man für andere Menschen tun kann. Für viele war es interessant, dass es im Buddhismus keine Zugangshürden gibt: die buddhistische Lehre muss frei zugänglich, kostenlos und so formuliert sein, dass sie von allen Menschen verstanden wird. Die Kinder haben unendlich viele Fragen gestellt, was natürlich sehr motivierend für mich war.
Wir waren etwa zwei Stunden im Zentrum. Danach haben sich die Kinder mit zusammengelegten Händen und einer Verneigung voreinander verabschiedet, mit Wünschen, dass das Gegenüber in Frieden leben kann.
Als wir das Zentrum verlassen hatten, saß ein Bettler in der Fußgängerzone. Einige unserer Kinder haben keine Sekunde nachgedacht und diesem Bettler ein paar Münzen in seinen Becher gelegt. Ich habe noch nie so einen Blick gesehen, wie den Blick des Bettlers auf die Kinder, von denen er diese Münzen bekommen hat. Das war ein Strahlen, für das ich keine Worte finde. "Dana" - also die Gebefreudigkeit- ist eine hohe Tugend im Buddhismus. Im Zentrum habe ich über das "Geben von Wissen" geredet. Die Kinder waren so beflügelt, dass sie dann auch dem Bettler etwas geben wollten.
Es waren wunderbare Stunden, die sich in die Herzen eingeprägt haben. Die Bilder sind mit der freundlichen Genehmigung unserer Klassenlehrerin und Konrektorin eingestellt. Wichtig: es sind alle Schulformen bei uns willkommen: Grundschulen, Mittelschulen, Real-, Wirtschafts- und Berufsschulen, Gymnasien und auch Universitäten.
Eure Claudia Zwiener